Neulich bin ich auf ein Video gestoßen, das ich als äußerst interessant empfand. Es ging darum, wie man einen Lügner erkennen kann. Das ist an sich schon interessant. Dabei ist mir eine Information des Videos ganz besonders in Erinnerung geblieben: Wenn wir einen neuen Menschen kennenlernen, lügen wir im Schnitt in den ersten 10 Minuten 3 Mal. Mein erster Impuls war, dass diese Zahl völlig übertrieben ist. Als ich dann allerdings eingängiger darüber nachdachte, schien sie mir immer plausibler. Ich ließ meine letzten Begegnungen mit anderen Menschen Revue passieren. Dabei überlegte ich, worüber ich im Gespräch mit Fremden gelogen hatte. Vor allen Dingen dachte ich darüber nach, warum ich in welchen Situationen log.
In der Retrospektive wurde mir klar, dass ich unter anderem auch log, um mich in einem besseren Licht dastehen zu lassen. Die Verlockung ist groß. Du triffst auf einen Fremdem. Er kennt dich und dein Leben nicht. Im Prinzip könntest du ihm alles erzählen. Die Wahrscheinlichkeit wäre groß, dass er dir das meiste von dem, was du ihm erzählst, tatsächlich glaubt. Eine Möglichkeit, einmal das Rampenlicht zu bekommen, welches du sonst nie bekommst. Eine Möglichkeit, dich neu zu definieren, auch wenn es auf einer Lüge basiert. Eine Möglichkeit, einmal zu erfahren, wie es sich anfühlt, von jemand anderes für die Person gehalten zu werden, die man gerne wäre. Akzeptanz erlangt, gleichzeitig die eigene Integrität geopfert. Schöne Scheiße.
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